Projekte von Prof. Dr. ès sc. Jean-Marie Le Tensorer
- Die Geröllkultur in der Schweiz (Bearbeiter: J.-M. Le Tensorer)
- Nadaouiyeh Aïn Askar (Syrien) (Leiter: J.-M. Le Tensorer, S. Muhesen; Grabungsleiter: R. Jagher; Anthropologie: P. Schmid; Archäozoologie: N. Reynaud; Archäobotanik: J. Renault-Miskovsky; Micromorphologie: Ph. Rentzel; Datierungen: D. Richter):
- Im Herbst 1996 wurde in der Fundstelle Nadaouiyeh Aïn Askar (El Kowm, Zentralsyrien) vom Ausgräberteam des Seminars für Urgeschichte der Universität Basel ein sensationeller Fund gemacht. Es handelt sich um ein menschliches Schädelknochenstück eines Homo erectus. Die Ausgrabungen haben wissenschaftlich bedeutsame Entdeckungen aus 500’000 Jahren zutage gefördert, wie Faustkeile einer erstaunlichen Ästhetik zusammen mit Knochenresten von Gazellen, Antilopen, Wildkamelen, Nashörner, Elefanten...und vom Urmenschen selbst. Diese Reste helfen eine grosse geographische Lücke zwischen Afrika, Asien und Europa zu überbrücken und liefern neue Grundlagen für die Kenntnis der Ausbreitung der Menschheit von ihrer afrikanischen Wiege nach Eurasien. Im Rahmen dieses Projektes laufen zahlreiche weiterführende Bearbeitungen.
- Hummal (Syrien) (Leitung: J.-M. Le Tensorer; Bearbeiterinnen: H. Le Tensorer, V. von Falkenstein, D. Wojtczak):
- Namengebende Fundstelle der mittelpaläolithischen Hummal-Kultur. Seit 1997 werden neue Ausgrabungen duchgeführt. Die 25m mächtige Stratigraphie enthählt mehr als 30 Kulturschichten (Epipaläolithikum, Jungpaläolithikum, Moustérien, Hummalien, Yabrudien, Acheuléen, Tayacien).
- Das Mittelpaläolithikum der Wildkirchli-Höhlen (AI) (Bearbeiter: J.-M. Le Tensorer, R. Jagher):
- Neuauswertung der Ausgrabung E. Schmid (1958/59), Untersuchung des lithischen Materials. Im Zentrum dieser neuen Auswertung liegen das Problem des alpinen Paläolithikums und die Diskussion des sogennanten Höhlenbärenkultes. Im Wildkirchli findet sich die Bestätigung, dass die Schichten mit Höhlenbärenknochen und die Schichten mit Menschenspuren zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind: Der Mensch belegte die Höhle im Sommer, während der Bär allenfalls dort die Winterruhe verbrachte. Nach neuesten Untersuchungen kann das alpine Paläolithikum nicht mehr als selbständige Kultur betrachtet werden, sicher aber als Fazies von kurzfristigen Lagerplätzen in Höhenlagen, vielleicht verbunden mit den Aktivitäten einer spezialisierten Jagd.
- Das Mittelpaläolithikum der Schweiz, die letzten Neandertaler und das Aufkommen der modernen Menschen in Europa (Bearbeiter: J.-M. Le Tensorer):
- Während der Mittelwürmzeit (ca. 40’000-30’000 v. Chr.) finden sich Fundstellen und Reste der letzten Neandertaler im Jura und Alpinen Gebiet. Gleichzeitig sind die ersten Kulturen des Homo sapiens sapiens in den grossen Tälern der deutschen Hochdonau und der französischen Rhône bestätigt. Die möglichen Kontakte zwischen diesen beiden Bevölkerungen und die Frage nach dem Aussterben oder der Assimilation der Neandertaler ist eines der grossen Probleme der aktuellen Forschung. In der Schweiz könnten die letzten Neandertaler Europas eine Art Reliktgruppe gebildet haben. Dieses Problem kann nur mit einer kritischen Synthese der Daten der mittelpaläolithischen Stationen der Schweiz gelöst werden.
- Auswertung der mittel- und jungpaläolithischen Fundstellen der Schweiz und der Alpinen Regionen (Bearbeiter: R. Jagher, J.-M. Le Tensorer):
- Im Rahmen der Tätigkeit der INQUA Kommission „European Late Pleistocene Isotopic : Stages 2 & 3: Humans, their Ecology & cultural Adaptations“ wurde ein Forschungsprogramm über die systematische Auswertung der mittel- und jungpaläolithischen Fundstellen der Schweiz und der Alpinen Regionen begonnen. Die ersten Resultate wurden auf dem internationalen INQUA-Kongress in Durban (Süd-Afrika) vorgestellt.
- Bearbeitung der Funde und Befunde aus der Fundstelle Cassegros (F):
- Im Rahmen einer Ausstellung im Musée National de Préhistoire des Eyzies wird die Referenzstation Cassegros neu präsentiert. Die Höhle von Cassegros wurde 1973 entdeckt und während 12 Jahren (1973-1985) unter der Leitung von J.-M. Le Tensorer ausgegraben. Die Auswertung berücksichtigt die chronologischen und kulturellen Aspekte dieses seltenen Altmagdaléniens.
- Das Problem des Ursprungs der Kunst (Bearbeiter: J.-M. Le Tensorer):
- Die Kunst der Jägervölker ist eines der spannendsten Gebiete der Urgeschichte. Sie umfasst sowohl Wandbilder auf Felsen oder tief in Höhlen als auch Darstellungen auf Objekten des täglichen Gebrauchs. In den letzen Jahren wurden in Frankreich mehrere hervorragende Entdeckungen gemacht, die der Erforschung der Lebensverhältnisse der eiszeitlichen Menschen neuen Auftrieb verleihen. Eine der wichtigsten Fragen der aktuellen Forschung ist: wann in der langen urgeschichtlichen Zeit taucht die Kunst auf? Anhand der Auswertung der letzen Entdeckungen im Paläolithikum Europas und im Vorderen Orient wird eine Antwort auf diese Frage vorgeschlagen.
- „Etude des empreintes humaines dans l’art rupestre“ (Leitung: M. Groenen, Université Libre de Bruxelles; J.-M. Le Tensorer; M. Lorblanchet, Université de Toulouse; BearbeiterInnen: I. Braun, H. Le Tensorer, B. Luginbühl, C. Pümpin, K. Spycherer):
- Im Rahmen der Forschung über das Problem des Ursprungs der paläolithischen Kunst wurden Kontakte mit Kollegen der Universitäten Toulouse und Brüssel aufgenommen, um ein neues, grosses, internationales und interdisziplinäres Projekt zu beginnen. Es handelt sich um eine Analyse der menschlichen Handspuren in den wichtigsten Wandkunst-Höhlen Frankreichs und Spaniens mit zusätzlichen anthropologischen und ethnologischen Untersuchungen über die Bestimmung solcher Spuren.

Prof. Dr. ès sc. Jean-Marie Le Tensorer
Emeritus