



Stefanie Jacomet und Jörg Schibler, Archäobiologische Abteilung
Wissenschaftliche Voraussetzungen für das Experiment
Ab der späten Pfyner und während der Horgener und der Schnurkeramik Kultur sind deutlich erhöhte Anteile an Schweineknochen in den Seeufersiedlungen der Ostschweiz festzustellen. Zusätzlich belegen die Unkrautspektren dieser Fundstellen eine Zunahme der Ackergrössen sowie eine Zunahme der Getreideerträge durch dichter stehende Pflanzen, was die Folge einer besseren Bodenbearbeitung sein muss. Da bis heute nur wenige, unklare Hinweise für das Pflügen von Äckern aus dem betrachteten Zeitraum und der betrachteten Region vorhanden sind, ergibt sich die Frage, ob nicht auch die häufiger gehaltenen Schweine zur Bodenbearbeitung eingesetzt wurden. Heute setzen oft alternative Kleinbauern Schweine zur Bearbeitung ihrer Kleinäcker ein.
Das Experiment
Auf dem Gelände des Zentrums für experimentelle Archäologie des Schweizerischen Landesmuseums auf dem Hofgut Wildegg (AG) haben wir eine kleine Doppelstallung für Schweine in einem eingezäunten Feld (25x14m) errichtet. Auf diesem Feld hielten wir über mehrere Jahre Wollschweine. Das Feld wurde in einem ca. 10% geneigten, teilweise sehr flachgründigen Gelände angelegt, das vorgängig als Weide genutzt wurde. Die Flachgründigkeit des Geländes ist nicht ideal, da die Erde bei längeren Trockenperioden stark austrocknet. Als "Schweinepflüge" wurden die Wollschweine Alvina und Harro der Stiftung "Pro Specie Rara" eingesetzt.
Der "Schweinepflug"
Je nach Witterung wurde die Ackerfläche durch die zwei Schweine innerhalb weniger Tage (feuchter Boden) bis mehrerer Wochen (trockener Boden) vollständig umgegraben. Die beiden Tiere weideten zuerst das Gras ab, brachen dabei die Grasnarbe auf und frassen schliesslich alle im Boden liegenden Wurzeln oder Rhizome. Dabei brachten sie sämtliche sich im Ackerboden befindlichen losen Steine an die Oberfläche, wo man sie ohne grösseren Aufwand aufsammeln konnte.
Die Aussaat
Ausgesät wurde die alte Getreidesorte Emmer-Weizen (Sorte der Pro Specie Rara). Eine Aussaat wurde ohne weitere Bodenbearbeitung in den von den Schweinen durchwühlten Ackerboden gestreut und danach eingedeckt.
Vor der anderen Aussaat wurde der von den Schweinen aufgebrochene Boden noch von Hand mit nachgebauten (von Ch. Maise, M. Kaiser und M. Zurbuchen) neolithischen Holzhacken feiner bearbeitet. In diesem Teil des Ackers wurde Breitwurf- und Rillensaat ausgetragen und eingedeckt.
Ergebnisse
Auf dem Acker, welcher ausschliesslich durch die Schweine bearbeitet wurde, hat sich vorwiegend Unkraut breit gemacht und nur ganz vereinzelt gediehen einzelne Getreidepflanzen. In dem mit Holzhacken nachgearbeiteten Acker gediehen die Getreidepflanzen sehr gut. Bei der eingedeckten Rillensaat war der beste Erfolg zu verzeichnen.
Intermezzo
Kurz vor der Ernte drückten Kühe, welche auf der den Acker umgebenden Wiese weideten, den Zaun ein und frassen sämtliches Getreide ab!
Fazit
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