Neue Publikation von Claudia Gerling

Neue Publikation von Claudia Gerling

Im Gräberfeld Vojtenki (Černjachiv-Kultur, Ostukraine) wurden 30 Bestattungen strontiumisotopisch analysiert, um zwischen lokaler und nicht-lokaler Herkunft zu unterscheiden. Zwei Drittel der Individuen, vor allem Frauen und Kinder, stammen vermutlich aus der Region. Zehn Personen zeigen abweichende Werte, was auf Mobilität und Zuwanderung hinweist. Archäologische Funde wie sarmatische Keramik bestätigen teils die Ergebnisse. Die Studie zeigt, dass Herkunft und Identität komplex sind und sich nicht allein über Grabfunde bestimmen lassen

In diesem Artikel präsentieren wir die Sr-Isotopendaten menschlicher Bestattungen aus Vojtenki, einem Gräberfeld der Černjachiv-Kultur (1. Jt. n. Chr.) in der Ostukraine. Mit dem Ziel, durch Sr-Isotopen-Analyse zwischen lokaler und nicht-lokaler Herkunft zu unterscheiden, wurden 30 von 113 Körperbestattungen, die bis 2018 ausgegraben worden waren, beprobt. Das Probenmaterial umfasst 22 Erwachsene, 4 juvenile Individuen sowie 4 Kinder, unter denen anthropologisch 11 als männlich und 11 als weiblich bestimmt werden konnten. Die Auswahl repräsentiert verschiedene Varianten der Bestattungssitten in Bezug auf Grabkonstruktion und Zusammensetzung des Grabinventars. Im Gegensatz zu der allgemein vorherrschenden Drehscheibenkeramik enthielten zwei Gräber handgeformte Gefäße nicht-lokaler, vermutlich sarmatischer Herkunft, was die nicht-lokale Herkunft der damit Bestatteten anzeigen könnte. Die 87Sr/86Sr-Werte im Zahnschmelz von 20 der 30 analysierten Skelette entsprechen dem festgelegten „lokalen“ Sr-Bereich, darunter alle Kinder und die meisten Frauen. Zehn der 30 Beprobten ergaben 87Sr/86Sr-Raten, die außerhalb des lokal bioverfügbaren Strontiums waren, und lassen menschliche Mobilität und Zuwanderung vermuten – mehrheitlich begrenzt auf die Mikroregion. Dies weist auf einen Zustrom von Menschen in die Gemeinschaft und auf einen Wechsel in der Zusammensetzung der Bevölkerung während aller Belegungsphasen des Gräberfeldes hin. Abweichende Sr-Werte und ein handgeformtes Gefäß in sarmatischer Keramiktradition stimmen überein als „nicht-lokaler“ Nachweis für Grab 43, die Differenz von lokalem Isotopenwert und archäologischer Abweichung für Grab 51 zeigt aber, dass „Nicht-Einheimische“ oder „Fremde“ nicht allein durch archäologische Analysen der Grabinventare festgestellt werden können und dass kulturelle Identität wesentlich komplexer ist.

https://doi.org/10.1515/pz-2024-2048