Neue Publikation von Christine Pümpin

Im Zuge archäologischer Ausgrabungen im Keller der Petite Rue des Bouchers im historischen Zentrum Brüssels wurden die Überreste eines versunkenen Getreidespeichers (Potstal) aus dem 13. Jahrhundert freigelegt. Der aussergewöhnlich gute Erhaltungszustand dieses Befundes ermöglichte eine interdisziplinäre Untersuchung im Rahmen eines multiproxy-Ansatzes, der mikroarchäologische und mikromorphologische Analysen, die Untersuchung von Phytolithen, Endoparasiteneiern, Pollen sowie Pflanzenmakroresten umfasste. Die Auswertung der Füllschichten des Bauwerks offenbarte eine komplexe Zusammensetzung aus organischen und anorganischen Materialien – darunter Exkremente, Urin, Futter- und Einstreureste, Plaggen oder Erdsoden sowie Haushalts- und Bauabfälle. Diese Befunde erlauben nicht nur detaillierte Rückschlüsse auf Fütterungspraktiken, Stallhygiene und den Gesundheitszustand der gehaltenen Tiere, sondern gewähren zugleich wertvolle Einblicke in die alltägliche Lebenswelt und Landwirtschaft des spätmittelalterlichen Brüssel. Die Studie unterstreicht insbesondere die zentrale Bedeutung der Dunggewinnung, um die nährstoffarmen Sandböden der Region nachhaltig zu bewirtschaften – ein eindrucksvolles Zeugnis für die landwirtschaftlichen Strategien und ökologischen Herausforderungen jener Zeit.