Basel Spitalfriedhof Projekt
Das an der Schnittstelle zwischen Natur- und Geisteswissenschaften angelegte Basel-Spitalfriedhof-Projekt erforscht eine Serie von über 500 identifizierten Skeletten (oder Teilen davon) und über 900 zugehörigen Krankenakten.
Das Projekt verfolgt zwei ehrgeizige Ziele: Die aussergewöhnliche Datengrundlage von identifizierten Skeletten, Krankengeschichten und genealogischen Recherchen erlaubt es, die Aussagekraft naturwissenschaftlicher Methoden – etwa die Geburtenzahlen anhand der Zahnzementanomalien – zu überprüfen und neue Methoden zu entwickeln. Zum andern sind die menschlichen Skelette ein Bioarchiv, aus dem sich Erkenntnisse über die Gesundheits- und Ernährungsverhältnisse, die Verbreitung von Krankheiten sowie die Lebensumstände der städtischen Unterschicht im Übergang zur industriellen Gesellschaft gewinnen lassen.
Das Projekt umfasst ein gleichnamiges Bürgerforschungsprojekt, das umfangreiche Datenserien wie Krankenakten transkribiert, retrospektive Krankheitsdiagnosen durchführt, Spitaldaten oder Volkszählungsunterlagen erfasst und genealogische Forschungen durchführt.
Oberstes Gebot bei der Forschung an Skeletten ist ein respektvoller Umgang mit den menschlichen Überresten im Bewusstsein, dass hinter jedem Skelett ein Mensch mit einer eigenen Persönlichkeit steht. Die Forschungen haben klar umschriebene Ziele. Nicht zuletzt geben sie den Verstorbenen – zumeist wenig privilegierte Frauen und Männer, die keine persönlichen Zeugnisse hinterlassen haben – eine Stimme.