Arbeitsgruppe Archäobotanik
Die Archäobotanik als Teilgebiet der Archäobiologie befasst sich mit der Untersuchung pflanzlicher Reste vorwiegend aus anthropogenen Ablagerungen früherer Zeiträume. Zusammen mit den weiteren Disziplinen an der IPNA ist sie ein wichtiger Eckpfeiler der Erforschung und Rekonstruktion der wirtschaftlichen und naturräumlichen Grundlagen vergangener Epochen der Menschheitsgeschichte. Wichtige Informationen liefert die Archäobotanik ausserdem zur Interpretation archäologischer Strukturen.
In erster Linie werden pflanzliche Makroreste analysiert (Samen und Früchte, Holz, Blätter, Stängel und andere vegetative Pflanzenteile). Viele dieser Funde lassen sich bis auf Artniveau bestimmen. Ausserdem werden auch Mikroreste (Pollen und Sporen) untersucht.
Einführende Literatur:
- Cappers, R.T.J. und Neef, R. (2012) Handbook of plant palaeoecology. Groningen Archaeological Studies. Groningen.
- Jacomet, S. und Kreuz, A. (1999) Archäobotanik. Stuttgart.
- Jacomet, S. (2013) Archaeobotany: analyses of plant remains from waterlogged archaeological sites. In: Menotti, F. und O'Sullivan, A. (Hrsg.) The Oxford Handbook of wetland archaeology. Oxford, 497-514.
- Pearsall, D.M. (2015) Paleoethnobotany: a handbook of procedures. Walnut Creek.
Zyklische Lehrveranstaltungen:
- Vorlesung «Einführung in die Archäobotanik»: findet alle vier Semester statt, vermittelt einen Überblick über das gesamte Fachgebiet.
- Übung «Bestimmung von Pflanzenresten (Samen und Früchte) aus anthropogenen und natürlichen Ablagerungen»: Kennenlernen der wichtigsten archäobotanischen Funde; jedes Frühjahrssemester.
- «Archäobiologischer Feldkurs»: jedes Jahr stattfindender einwöchiger Kurs; praktische Anwendung der an der IPNA unterrichteten Disziplinen.
- Praktikum «Bestimmung, Datenerfassung, Auswertung und Interpretation botanischer Makroreste von Ausgrabungen»: Einwöchiger Kurs auf Masterstufe; Arbeit mit Material einer aktuellen Fundstelle.
Da wir aktuell die einzige Forschungsgruppe in der Schweiz sind, untersuchen wir Material aus allen Teilen der Schweiz. Einzelne Projekte betreffen auch Ausgrabungen im Ausland (Frankreich, Deutschland, Italien, Israel, Aegypten). Die Proben stammen aus sämtlichen archäologischen Epochen, wobei die sehr frühen Zeiten (Paläolithikum, Mesolithikum) und die Neuzeit bisher klar unterrepräsentiert sind. Die Themenpalette ist äusserst breit; aktuelle Schwerpunkte sind die Schichten neolithischer Seeufersiedlungen und ihre Genese, metallzeitliche Siedlungsstrukturen, römische Brandgräber und mittelalterliche Befunde.
Projekte nicht in der Datenbank
Zurzeit keine weitere Projekte.
Die Probenentnahme für archäobotanische Untersuchungen erfolgt in der Regel durch die Mitarbeitenden auf den Ausgrabungen, idealerweise in Rücksprache mit den Spezialistinnen der IPNA. Die Probenaufbereitung erfolgt an der IPNA oder durch von uns geschultes Personal in den Kantonen. Die Bestimmung und Auswertung der Funde erfordert viel Erfahrung.
Probenentnahme im Feld
Probenaufbereitung
Die Proben werden mit Wasser versetzt und, falls es sich im kompaktes Sediment handelt, eingefroren und aufgetaut. Durch sorgfältige Halbflotation werden organische und anorganische Anteile separiert. Die Auftrennung durch Siebe in Grössenklassen erleichtert das Auslesen.
- Leitfaden zum Bau einer Schlämmstation
- Leitfaden zum Schlämmen der Proben
Bestimmung der pflanzlichen Resten
Auslesen und Bestimmen erfolgt an einer Stereolupe (Binokular), dabei wird mit Vergrösserungen zwischen 6- und 50-fach gearbeitet. Für die Bestimmung steht an der IPNA eine umfangreiche Vergleichssammlung moderner Samen und Früchte sowie Spezialliteratur zur Verfügung.
Auswertung nach den archäologischen Fragestellungen
Die Ergebnisse werden in der Datenbank ArboDat erfasst. Die Auswertung richtet sich nach den archäologischen Fragestellungen.
Archäobotanische Lehr- und Vergleichssammlungen
Für die Bestimmung der Pflanzenfunde ist eine umfangreiche Vergleichssammlung moderner Samen und Früchte vorhanden. Sie umfasst einen grossen Teil der mitteleuropäischen Flora und besteht aus ca. 7500 Belegen. Kleinere Sammlungen existieren von Knospen und Epidermen
Zugangsanfrage Sammlung Archäobotanik
Die Konsulation der Sammlungen ist nach Rücksprache mit Örni Akeret möglich.