Arbeitsgruppe Prähistorische Archäologie Dr. Dorota Wojtczak

Die prähistorische Archäologie beschäftigt sich mit der Geschichte der Menschheit seit den ältesten Steinwerkzeuge vor ca. 3,3 Millionen Jahren in Afrika, bis zum Beginn der Ackerbaukulturen vor rund 7'000 Jahren in unserer Gegend, d.h. den Kulturen der urgeschichtlichen Sammler und Jäger. Diese lange Periode der Steinzeit umfasst einen bedeutenden Abschnitt der Stammesgeschichte der Gattung Homo mit zahlreichen Formen, die sich im Laufe der Zeit abgelöst haben. Dazu gehört die Ausbreitung der Menschen vor zwei Millionen von Afrika nach Asien und Europa, wo neuen Formen der Gattung Homo entstanden. In der gleichen Zeit fanden tiefgreifende klimatische Umwälzungen (Eiszeiten) statt, die die Menschen zu Anpassungen oder zu Wanderungen zwangen, Veränderungen die auch tiefgreifenden Einfluss auf die Lebensweise und die materielle Kultur hatten. Seit der letzten Eiszeit, vor ca. 100'000 Jahren, werden zunehmend auch symbolische Objekte wichtig, die mit dem Auftreten des Homo sapiens, in Europa vor ca. 45'000 Jahren, in der steinzeitlichen Kunst (Plastik und Malerei) ihre eindrücklichste Form annehmen. Im Laufe der der Steinzeit stehen wir zunehmend komplexeren Gesellschaftsformen, Lebensweisen und Symbolen gegenüber, die sich im Laufe von zehntausenden Jahren entwickelt und immer wieder verändert haben.

Die Mitarbeitenden der prähistorischen Archäologie haben sich auf verschiedene Schwerpunkte innerhalb der archäologischen Disziplin spezialisiert: 

  • Morphologische und technologische Bestimmungen und Untersuchungen an prähistorischen Artefakten
  • Makro- und mikroskopische Traceologie (Produktions- und Gebrauchsspurenanalyse)
  • Experimentelle Archäologie 
  • 3D-Bildgebungsverfahren zur Dokumentation und Analyse archäologischer Objekte

Kontakt Prähistorische Archäologie

Mitarbeitende

Assoziierte und ehemalige MitarbeiterInnen

NameFunktion
Dr. Reto JagherGastforscher Urgeschichte
Hildegard MüllerGastmitarbeiterin Traceology
Simoni ClaudioGastmitarbeiter Techniker bildgebende Methoden

Neben Lehre und Forschung ist die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiges Standbein der Prähistorischen Archäologie. Dazu zählt auch die Authentifizierung steinzeitlicher Funde für Archäologische Dienste im In- und Ausland, aber auch ein regelmässiger Austausch mit Museen (darunter Leihgaben von originalen Funden aus unserer Sammlung für Ausstellungen).

 

Feldarbeit

Feldarbeit
Grundlegend für alle Archäologischen Disziplinen ist die Feldarbeit. 
Die prähistorische Archäologie veranstaltet selber regelmässig Prospektionen, Sodierungen und Grabungen nach zeitgemässen archäologischen Standarts im In- und Ausland und das Team berät auch gerne bei prähistorischen Fragstellungen und Strategien für die Feldarbeit und Dokumentation.

LRC

Typologie & Technologie

Die prähistorische Archäologie beschäftigt sich weitgehend mit den kulturellen Hinterlassenschaften steinzeitlicher Sammler- und Jäger:innen aus unvergänglichen Materialien, die die Zeiten überdauert haben. Im Wesentlichen sind dies Steinwerkzeuge, in der Regel aus Silex und in geringerem Umfang Gerätschaften aus Knochen oder Geweih. Forschungsgeschichtlich standen vor allem formale Kriterien (Typologie) im Zentrum, um die verschiedenen Kulturen in Raum und Zeit zu definieren. Heute stehen vor allem technologische Aspekte im Zentrum der Forschung, d.h. mit welchen Mitteln und mit welchen Abläufen wurden diese Werkzeuge hergestellt. Diese handwerklichen Traditionen, d.h. die Herstellung der Grundformen für die Weiterverarbeitung zu spezifischen Werkzeugen, bilden das kulturelle Rückgrat der steinzeitlichen Wildbeuter:innen. Formale Werkzeuge können auf spezifische handwerkliche Tätigkeiten (z.B. Fell- oder Geweihbearbeitung etc.) hinweisen. Ihr Spektrum ist durch die an den einzelnen Fundstellen ausgeübten Aktivitäten abhängig, und ist nicht (wie lange vermutet) nur durch den kulturellen Kontext vorgegeben. Wobei spezifische Werkzeugformen durchaus als kulturelle Leitformen gelten, ein Teil der klassischen Typologie der bis heute angewandt wird. Variationen in der Herstellung der Grundformen weisen auf Anpassungen an lokale Gegebenheiten hin. Dabei stellt sich die Frage wieviel Adaptation war möglich oder wie stark waren die kulturellen Zwänge, die keine Rücksicht auf die gegebene Situation nahmen. Daraus ergibt sich ein neuer Ansatz, die prähistorischen Hinterlassenschaften zu beurteilen und den vorgeschichtlichen Menschen als frei agierendes Wesen zu verstehen. Dieses Repertoire von Möglichkeiten für ein zentrales Bedürfnis, die Herstellung von Grundformen, hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt, weist aber auch regionale Spezifitäten auf. Dabei wird Widersprüchliches wie auch (für uns) «logisches» Handeln erkennbar und lässt sich mit den entsprechenden Methoden darstellen. Neben den rein technischen Mitteln steht am IPNA zusätzlich für die Forschung und Lehre eine umfangreiche Vergleichssammlung zur Verfügung, die es erlaubt, Beobachtungen anhand originaler Funde zu überprüfen und die gewonnenen Resultate in einem grösseren Rahmen zu beurteilen.

Traceologie & Experimentelle Archäologie

Traceologie & Experimentelle Archäologie

Unser Labor für Produktions- und Gebrauchsspurenanalyse ist eine Forschungseinheit im Bereich der Urgeschichte, die sich auf funktionelle Studien von makro- und mikroskopischen Spuren an Objekten aus Stein, Holz und Knochen/Geweih in Verbindung mit systematischen Experimenten konzentriert. Die Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf die Urgeschichte aber weitet sich auch immer mehr in andere vormoderne Perioden aus. Das Traceo-Lab beherbergt auch eine große Referenzsammlung für Produktions- und Nutzungsspuren. Die Referenzsammlung besteht aus Werkzeugen aus Silex, umfasst aber auch Objekte und Werkzeuge aus Tierknochen, Geweih und Holz.

Scanner Lab

3D-Lab

Dokumentation ist das A und O beim wissenschaftlichen Arbeiten. Mit dem top-modernen Heavy Duty Quattro 3D Scanner von Evatronix ist die Urgeschichte ausgerüstet für hochgenaue Dokumentation von Objekten im Labor und im Feld.